Sicherheit zuerst – überbetriebliche Ausbildung in Zeiten von Corona

Warendorf

Der Betrieb im größten Zentrum für berufliche Bildung im Kreis Warendorf geht weiter. Die überbetriebliche Ausbildung der Produktions-und Landschaftsgärtner, der Straßenwärter, der Land-und Baumaschinenmechatroniker und der Landwirte wird auch in Zeiten von Corona möglichst weitergeführt, wie es der Ausbildungs­plan vorsieht. Aus ganz NRW, und manchmal auch aus anderen Teilen der Republik, kommen Azubis nach Warendorf, um in der DEULA Westfalen-Lippe ihre für den Ab­schluss einer Ausbildung notwendigen Seminare zu besuchen. Dass sich deshalb auf dem großen Parkplatz vor der DEULA Kennzeichen finden, die nicht aus dem Kreis Warendorf stammen, stößt dabei nicht bei jedem auf Verständnis. Oft wird ein Verstoß gegen die Corona-Schutzverordnung vermutet. Dabei legt die DEULA diese Schutzverordnung buchstabengetreu aus – in enger Abstimmung mit der Kreisver­waltung, dem Ordnungsamt der Stadt und der Bezirksregierung.

Aus der Begründung zur aktuellen Corona-Schutzverordnung des Landes NRW: § 1 Die betriebliche und überbetriebliche praktische Ausbildung unterfällt der durch die Vorgaben des Arbeitsschutzes regulierten Arbeitswelt und nicht den nach den Regelungen dieser Verordnung jetzt in Präsenz weitgehend unzulässigen schulischen und sonstigen institutionsgebundenen Bildungsangeboten. Diese Klarstellung ist aufgrund von Anwendungsfragen und zur Vermeidung von Ausbildungsnachteilen erforderlich.

Das heißt nichts anderes, als dass die berufliche Bildung weitergehen soll und muss, und dass eine Einrichtung wie die DEULA Westfalen-Lippe als Bildungszentrum für die „grünen Berufe“ weiterarbeiten kann. Natürlich unter Einhaltung aller Maßnahmen zum Schutz vor Corona. Und hier hat die DEULA in Warendorf schon frühzeitig vor dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 ein umfassendes Hygiene-Konzept entwickelt, erklärt DEULA-Geschäftsführer Björn Plaas: „Zunächst einmal haben wir eine Risikobewertung durchgeführt und festgestellt, dass es hier sehr viel mit einem eher gerin­geren Risiko gibt: wir haben große Hallen mit Abstandsmöglichkeiten und viel Raumvolu­men, wir sind mit vielen Lehrgängen auch draußen und wir unterrichten oft in Zwölfergrup­pen. Aber es gab auch neuralgische Punkte, die wir identifiziert und angepackt haben. Dazu haben wir ein Notfallteam eingerichtet, das Hygienemaßnahmen nicht nur für uns entwickelt und umgesetzt hat, sondern das diese Maßnahmen auch mit allen Behörden abgestimmt und an unsere Teilnehmer kommuniziert hat. Die halbe Miete beim Corona­schutz ist nämlich die Information! Die andere Hälfte ist Hygiene. Also haben wir Trenn-scheiben eingebaut, wo es nur ging, Verkehrswege einspurig gemacht, um Begegnungs­verkehr zu vermeiden, haben Reinigungs-und Desinfektionspläne detailliert und erweitert – und vor allem haben wir geprüft, wie wir unseren Unterricht fortsetzen können, ohne un­sere Teilnehmer und unsere Mitarbeiter einem Ansteckungsrisiko auszusetzen!“ Heute, gut ein Jahr und zwei Lockdowns später, blickt die DEULA auf reichlich Erfahrung im Umgang mit einer Pandemie zurück, aber auch auf viel Verunsicherung seitens der Teilnehmer, seitens ihrer Arbeitgeber und seitens der eigenen Mitarbeiter der DEULA. Der DEULA-Leiter Landwirtschaft, Heinz Nordhues, blickte mit seinen Kollegen jeder neuen Schutzverordnung mit gemischten Gefühlen entgegen: „Wir mussten jede neue Schutzverordnung genau lesen und haben sie jeweils nicht nur umgesetzt, sondern oft auch noch präzisiert. Das hat die Arbeit für die DEULA-Lehrer in den unterschiedlichen Fachbereichen ja nicht einfacher gemacht. Im Sommer galten ja zum Beispiel im Unterricht draußen andere Vorschriften als jetzt im Herbst und im Winter. Und in den Unterrichtsräumen waren es erst 1,50 Meter Abstand, dann 2 Meter, und jetzt sollen es am besten 10 Quadratmeter pro Person sein. Jede neue Vorschrift wurde auf unseren speziellen Unterricht abgestimmt, mithilfe der Behörden und mithilfe der Kollegen, die hier wirklich hervorragendes geleistet haben!“

Beobachtet man den Unterricht, überraschen vor allem die jungen Menschen mit ihrer Disziplin. Der Abstand wird gewahrt, intuitiv weichen die Azubis einander aus, wenn es um die Arbeit an den Geräten und Maschinen geht – den DEULA-typischen, praxisorientierten Unterricht. Masken sind selbstverständlich. Und sah man im Sommer vielfach noch die selbstgenähten Masken mit schrillen Mustern und Motiven, herrscht jetzt die Eintönigkeit hellblauer OP-Masken vor. Im Fahrschulunterricht, beispielsweise für Berufskraftfahrer oder Straßenwärter, sind sogar FFP-2-Masken vorgeschrieben.

Eine der angehenden Landwirtinnen ist Laura. Sie lernt auf einem Biohof im Herzen des Sauerlandes und war schon im vergangenen Oktober für einen Lehrgang an der DEULA und ist jetzt, zum Ende des Winters, wieder hier. Sie beobachtet ein deutlich ver­ändertes Verhalten ihrer Mitschüler seit Beginn des zweiten Lockdowns: „Ich finde, dass sich die Situation inzwischen deutlich verschärft hat. Was die Strenge der Regeln bei der DEULA, aber auch was das Bewusstsein der Kursteilnehmer angeht. Im Oktober hat man eine gewisse Corona-Müdigkeit bemerkt. Über den Sommer war nicht viel passiert und das Risikobewusstsein war echt nicht da. Dauernd mussten die Lehrer uns ermahnen, die Masken richtig aufzusetzen und Abstand zu halten.“ Inzwischen hätten ganz viele eigene Erfahrungen mit Corona, so Laura: „Viele haben Freunde und Angehörige, die betroffen sind oder waren. Und deshalb nehmen alle die Maskenpflicht und die Abstandsregelungen auch viel ernster! Jetzt sind die Vorschriften normaler Alltag.“

Trotzdem sind die Schutzvorschriften überall präsent. Überall Warnhinweise, Desinfektionsmittelspender, Abstandsmarkierungen auf dem Boden. Madlen Ortmann aus Schmallenberg fühlt sich wie viele andere Landwirtschafts-Azubis durch die vielen Vorschriften schon etwas eingeengt. Besonders die Abstandsregeln und die Maskenpflicht würden den praktischen Unterricht ziemlich kompliziert machen: „Im theoretischen Unterricht ist das halb so schlimm. Aber wenn man ganz praktisch an der Maschine lernt und etwas ausprobieren soll, muss man den Abstand zu den Kollegen natürlich unterschreiten. Man hat zwar die Maske auf, aber es ist jedes Mal ein Eiertanz.“ Das zeige natürlich, dass die Schutzmaßnahmen vor Corona jetzt definitiv in den Köpfen der Menschen angekommen sind, meint Heinz Nordhues: „Wir müssen ja gerade im praktischen Unterricht sowieso schon darauf achten, dass alle ihre persönliche Schutzausrüstung richtig nutzen, also Gehörschutz oder die Schutzbrille, falls erforderlich. „Seit Beginn der Krise weisen wir unsere Teilnehmer zusätzlich auf die Hygieneregeln und Corona-Schutzmaßnahmen hin, besonders auf das korrekte Tragen der Atemmasken und auf die Abstandsregelung. Das kommt natürlich noch dazu“, erklärt DEULA-Leiter Landwirtschaft. „Es sind halt junge Leute, auf die muss man eben ein bisschen aufpassen und manche Dinge auch gebetsmühlenartig wiederholen!“